Das Team vom Planungsbüro für Abwassertechnik
Geschichte der Abwasserbeseitigung
Das Problem der Abwasserbeseitigung besteht in Städten bereits seit frühester Zeit. Ein Grund dafür war das enge Zusammenleben der Menschen, die die Bequemlichkeit zu schaffen suchten, sich mit hygienischem Wasser zu versorgen. Die Folge der vermehrten Wasserversorgung aber war, geeignete Systeme für die Beseitigung der Abwässer zu schaffen. Die durchwegs aus Dörfern entstandenen mittelalterlichen Städte nahmen deren Nachteile hin.

Nach allmählicher Entwicklung wurden Einrichtungen zur Unratsbeseitigung geschaffen. So vergab die Stadt München 1397 ein Amt zur Reinigung an den Bürger Wendelhauser und vergütete diesen mit einer Besoldung von 4 Pfund Quatembergeld. Das damals übliche Entwässerungssystem war jedoch die Versitzgrube, wodurch Fäkalien in das Grundwasser gelangten und dadurch die meist nicht weit entfernten Frischwasserbrunnen mit gesundheitsschädlichen Stoffen verunreinigt wurden. So brachen immer wieder Seuchen aus, die große Bevölkerungsverluste zur Folge hatten. Das Leben in unseren heutigen hochzivilisierten Städten ist ohne geregelte und überwachte Abwasserbeseitigung nicht mehr denkbar. Heutzutage würde niemand mehr ihre Notwendigkeit bestreiten.
Über die Entwässerung der Stadt München ist bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts nichts Konkretes bekannt. Aller Wahrscheinlichkeit bestanden ähnliche unhygienische Zustände wie in vielen anderen deutschen Städten zu dieser Zeit. Die Bürger beseitigten ihr Abwasser meist in Versitz- und Abortgruben, Häuser in unmittelbarer Nähe eines Baches leiteten ihren Unrat in diesen. Das zusätzliche Regenwasser landete letztendlich auch in die wasserdurchlässige Sohlenschicht der Bäche oder oberirdischen Abortrinnen und Versitzgruben, die dadurch überschwemmten, sowie aus damalig technischen Gründen permanent exfiltrierten. Dies hatte zur Folge, dass eine Vielzahl an Schmutzstoffen und Bakterien in den Untergrund und somit in das Grundwasser gelangten. Da häufig Brunnen in unmittelbarer Nähe verbaut waren, förderten sie das verseuchte Trinkwasser zutage und die Menschen erkrankten als Folge, beispielsweise an Typhus oder Cholera.
Aufgrund des zustimmenden Bescheids von Maximilian I. Joseph im Jahre 1809, dem ersten König von Bayern, wurde der Straßen und Wasserbauingenieur Karl Probst zum Bauinspektor der Hauptund Residenzstadt München ernannt. Dieser machte es sich zur Aufgabe – mit erhaltender Baugenehmigung im Jahre 1811 – den ersten Abwasserkanal Münchens zu errichten. Dieser Kanal erstreckte sich vom Promenadenplatz über die Windenmacherstraße bis hin zum Hofgarten. Die Stadt beherbergte zu diesem Zeitpunkt eine Einwohnerzahl von 50 000 Bürgern. Da die Stadt keine weiteren Mittel zu Verfügung stellte, wurde ein weiterer Ausbau des Kanalnetzes eingestellt. Um weitere Bauten finanzieren zu können, stellte Baurat Probst im Jahre 1820 den Antrag, die Hausbesitzer zu Kanalbaubeiträgen heranzuziehen. Auf Basis dieses Antrags wurde beschlossen, nach und nach alle Kanäle unterirdisch zu verlegen und den Unterhalt sowie die Reinigung der Stadt München zu übergeben.
Außerdem wurden die Bürger dazu verpflichtet, ihre Anliegen mittels Hausanschlussleitung an die Kanäle anzubinden. Nach und nach wurden weitere Kanäle gebaut, jedoch waren diese ohne System, Bemessung und mit starken Mängeln verbaut worden. So mündeten diese meist in der Isar oder städtischen Bächen, wobei Gefälle, Selbstspüleffekt und Dichtigkeit unzureichend waren. Da die Stadt schneller wuchs als ihr Entwässerungssystem, gab es sehr bald wieder ähnliche Zustände wie in den Jahren zuvor. Das Abwasser konnte ins Grundwasser gelangen, die Leitungen verschlammte, was mit den Folgen einer starken Geruchsbelästigung behaftet war.

Daraus resultierend ergab es sich, dass hundert Menschen und mehr jeden Tag den Tod durch Cholera fanden. Obwohl das allgemeine Bürgertum nach Ende der Epidemie diese schnell wieder vergessen hatte, machten sich doch die einen oder anderen Männer Gedanken über die Ursache der Massenerkrankung.